Training, Urlaub und viel gelernt – Eine Reise auf die Philippinen

Von: Richard

Prolog

Letztes Jahr kurz vor dem Sommerlager des DAV wurde bekannt, dass es im März auf den Philippinen ein internationales Trainingscamp (10th FMA Festival) geben wird. Auf dem Sommerlager gab es dann weitere Informationen und so reifte der Plan, sich die Kampfkunst mal live dort anzusehen, wo die Ursprünge sind und mit vielen anderen Menschen aus aller Welt gemeinsam zu lernen.

Nach etlicher Planung und Überzeugung des Chefs stand dann auch ein grober Plan. Training, Urlaub und nochmal Training. Das ganze verteilt auf fünf Wochen.

Stephi und Richard auf Abenteuerreise.

Kapitel 1. Training, Camp und eine andere Welt.

Kommt man nach 18 Stunden Flug und Reise endlich in Manila an, so stellt man fest, dass man dort ganz schnell wieder weg will. Manila ist wirklich keine Reise wert.

Die Gegensätze zwischen luxuriösen Hotels und Häusern und Menschen, die direkt daneben auf einer Pappe schlafen, mit nicht mehr Besitz, als sie wortwörtlich am Leib tragen sind schon heftig. Dazwischen gibt es alles, inklusive Häusern und Wohnungen, die hierzulande nicht einmal als Bruchbude durchgehen würden. Und das alles direkt nebeneinander und komplett gemischt.

Dazu kommt ziemlicher Gestank an etlichen Ecken und Dreck überall in allen Formen. Schon ein Kulturschock.

Nach einer unruhigen Nacht, haben wir uns die Altstadt (Intramuros) angesehen. Auch nicht wirklich sehenswert. Etwas besser als der Rest, aber eben nichts was man gesehen haben muss.

Dann ging es ins Training. Zunächst zwei Tage MATTI Gathering in Intramuros. Sehr philippinisch organisiert fängt alles zunächst einmal später an als geplant. Dann folgen Reden und Gebet und bevor es losgeht sind schon zwei Stunden vergangen.

Danach folgen zwei Tage mit viel Training bei unterschiedlichen Leuten aus aller Welt und viel Spaß mit allen zusammen. Nicht zu vergessen etliche Gruppenfotos.

Am Tag darauf sollte es per Bus zum Camp nach Nasugbu gehen. Auch das natürlich philippinisch organisiert erstmal chaotisch und zwei Stunden später als geplant.

Bei Ankunft im Resort am Strand wurden wir von einer Sambagruppe begrüßt und mit Blumenkranz empfangen.

Es folgte eine leichte Trainingseinheit mit waffenlosen Sinawali und Abendessen als Barbeque am Strand mit Live Musik und Feuershow.

Die darauf folgenden Tage waren geprägt durch viel Training bei verschiedenen Leuten aus aller Welt, teils am Strand oder in der Halle. So viel Inhalt aufzunehmen ist nicht ganz einfach und vieles ist inzwischen auch wieder vergessen.

Zwischendurch gab es einen Ausflug per Bus durch die Region mit Besuch in Balisong, dort wo die Messer herkommen, in Taal, mit Kathedrale und Museum und einem Resort in den Bergen mit Blick auf den Lake Taal und die Vulkaninsel mit See und Insel.

Zum Abschluss gab es Freitag Abend das Galadinner, wobei das Programm sehr ausufernd, aber teilweise schon recht gut gestaltet war. Viele Reden und Danksagungen, Graduierungen und eine spontane Vorführung aller Großmeister (die waren selbst überrascht) in Abendgarderobe. Wer also einmal sehen möchte, wie Kampfkunst in High Heels und Abendkleid funktioniert, ist dort richtig.

Für uns ging es direkt vom Camp in den Urlaub, während ein Teil der Leute noch weiter nach Negros fuhr, um dort die Statue von Remy Presas einzuweihen und weiter zu trainieren.

Stadtmauer Altstadt Manila
Stadtmauer Altstadt Manil
Chinesischer Garten im Luneta Park
Brunnen in Manila
MATTI Gathering
Empfang im Camp mit Sambagruppe
Und Blumenkranz
Pool mit Palmen
Lake Taal mit Vulkaninsel
Meer mit Palmen
Training am Strand
Sonnenuntergang am Meer
Stephi und Richard
Das DAV Team auf dem 10th FMA Festival

Kapitel 2. Urlaub, nette Menschen und Landschaft

Wir wurden freundlicherweise von GM Rene Tongson einen großen Teil des Weges mitgenommen.

So landeten wir am Lake Taal und konnten uns tatsächlich die Vulkaninsel ansehen. Leider darf man diese nur begrenzt betreten und viele Bereiche sind noch gesperrt nach dem letzten Ausbruch.

Anschließend ging es nach Bohol. Absolut sehenswert die Insel und abseits von den Touristenströmen auch sehr ruhig und schön.

Tropische Strände, Höhlenpools zum Baden, Reisterrassen in Cadapdapan, Can-Umatad Wasserfall, Tarsiers, Schokoladenhügel, Höhlen, Blumengärten und leider auch ein Krankenhaus für einen Tag erwarteten uns dort. Die Insel lohnt auf jeden Fall vier Tage mit Motorroller. Das Krankenhaus nicht so.

Anschließend ging es nach Siquijor für zwei Tage. Zu Wasserfällen, alten Bäumen, Stränden, die nicht da sind und wieder viel Landschaft.

Zurück in Manila stand noch der dritte Zweck der Reise an, Besorgen von Material und Ausrüstung, die in Deutschland nicht zu bekommen ist oder nur zu unmöglichen Kosten. Dazu lernt man sehr schnell, wie man sich dort von A nach B bewegt. Mit Jeepney, Hochbahn und Tricycle und auf dem gleichen Weg zurück. Es wurde aber nicht besser was die Stadt angeht.

Anschließend flog Stephi wieder heim und ich begann das nächste Kapitel.

Anda Beach Bohol
Cadapdapan Reis Terrassen
Can-Umatad Wasserfall
Höhle mit Pool
Chocolate Hills
Tarsier

Kapitel 3. Training, Menschen und Leben.

Zunächst ging es nach Cebu City. Aus meiner Zeit in Berlin kannte ich GM John Mac von Cacoy Canete Doce Pares in Cebu City. Vor der Reise hatte ich Kontakt aufgenommen und Training arrangiert. Wir trainierten dann fünf Tage je vier Stunden bei ihm unter dem Mangobaum. Viele neue Ansätze und Ideen ergaben sich dort und ich werde diese im Training einbringen. Zusätzlich konnte ich zwei Einheiten im Dojo bei GM Chuck Canete, dem Enkel von SGM Cacoy Canete, mitmachen. Ein Ort, der Geschichte atmet und mit vielen wirklich netten Menschen.

Nach dem Training am Vormittag war ich dann auf der Insel unterwegs und konnte mir nicht nur Lapu Lapu ansehen und den Ort, wo Magellan besiegt wurde, sondern auch die Berge und Täler, diverse Touristenspots und das ganz normale Leben der Menschen dort, denn abseits von Hotels muss man sich eben selbst versorgen.

Zurück in Manila für zwei Tage stand wieder Materialbeschaffung und Wäsche waschen an, dann ging es auch schon nach Balayong in Batangas zu GM Rodel Dagooc für weitere drei Tage Training. Auch wieder je vier Stunden. Sehr intensiv, sehr fordernd, bei 32 Grad Außentemperatur und Sonne, aber auch sehr gut und unheimlich freundlich. Auch davon werden wir Inhalte im Training wiederfinden.

Da GM Rodel auch einen Laden mit Ausrüstung hat, war hier wieder Materialbeschaffung ein Thema. Der Koffer wurde schwerer und voller.

Zurück in Manila, blieb noch ein Tag, den Koffer zurechtzupacken, damit Gewicht und Volumen eingehalten werden und schon ging es 20 Stunden zurück nach Deutschland zu 10 Grad und Regen.

Training mit GM John Mac
Training mit GM Rodel Dagooc und Getchin Dagooc
GM Rodel in Action
Mactan Shrine mit Lapu Lapu
Cacoy Canete Doce Pares Dojo

Epilog

Es war nicht nur eine großartige Erfahrung, sondern auch lehrreich auf vielen Ebenen.

Die Uhren gehen anders dort. Geduld ist eine Tugend, man lernt mit Chaos umzugehen und doch wird alles irgendwie und ist entspannt. Verkehr ist eher Freestyle, aber jeder nimmt Rücksicht und weiter Reisen dauert.

Ein Motorroller hilft, wenn man mehr als zwei Tage irgendwo bleiben und etwas sehen will, ansonsten wird es entweder teuer oder umständlich hinzukommen und wieder zurück. Man muss sich allerdings an den Verkehr anpassen und jeden Abend den Dreck abduschen.

Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber Taxifahrer/Tricyclefahrer versuchen schon einem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Von Kriminalität habe ich nichts mitbekommen, aber man sollte halt gerade in Städten aufpassen und nicht das neueste Smartphone durch die Gegend wedeln.

Elend ist genauso ein Teil des Lebens in den Städten wie Dreck, Gestank, aber auch Luxus. Auf dem Land ist das nicht so ausgeprägt und abseits der Städte gibt es sehr schöne Gegenden die sich wirklich lohnen anzusehen.

Perfektionismus existiert dort nicht. Wenn Dinge funktionieren ist das Aussehen zweitrangig und Sicherheit oder Vorschriften sind halt optional.

Ein Gartenstuhl auf der Ladefläche eines Pickup ist völlig normal als Sitz, genauso wie fünf Leute auf einem Motorroller.

Die Sonne geht um 18 Uhr unter und um 6 Uhr auf, eine Dämmerung gibt es für fünf Minuten. Als hätte man einen Lichtschalter umgelegt.

Man kommt zurück und weiß sehr zu schätzen, in welchem Wohlstand man hier lebt und vermisst gleichzeitig nicht nur das Wetter, sondern auch die entspannte Lebensweise.

Gleichzeitig ist man froh über die deutsche Organisiertheit, ordentliches Brot und Sauberkeit von Luft und Gegend.

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